Kommentierte Arbeiten

Jakob am Jabbock 2010

Das Ringen bei Nacht, Öl auf Leinwand,  2010

 

80 x 60 cm

 

 

Der Künstler  ( damals zugleich Kunstbeirats- und Kirchenvorstandsmitglied der Marienkirche Gelnhausen ) Achim Gogler, hatte auf einer Klausurtagung des Kirchenvorstands  zum Thema ‚Was bedeutet mir die Bibel?‘ von seinem ‚Traum‘ erzählt, einmal das Thema ‚Der Kampf Jakobs mit dem Engel‘ zu malen.   

 

Er konnte diesen Traum realisieren als der Kunstbeirat der Marienkirche das Thema ‚Jakob am Jabbock‘ für eine Gemeinschaftsausstellung 2010 ausschrieb – und er sein Werk als Auftragsarbeit im Frühjahr 2010 malte.

 

Es wurde ein dunkles Nachtbild mit zwei im flachen Bach ringenden Gestalten, deren Körper sich in der vom Licht des abnehmenden Mondes erhellten Wasserfläche spiegeln. Die Mondsichel spiegelt sich rechts unten im Wasser den abnehmenden Mond.  Sogar in der dunkelsten Nacht gibt der Mond als Spiegel das von der Sonne her strahlende Licht weiter. Links oben in der Ferne hinter den Bergen und im Wasser gespiegelt zeigt sich mit der Morgenröte die aufgehende Sonne.

 

Die für das erste Hinsehen realistische Darstellung der biblischen Erzählung schildert einen Traum mit realen Folgen. Und zur gleichen Zeit bekommt das Bild damit unmittelbar etwas Irreales, das in den Lichtverhältnissen und Spiegelungen den Betrachter gefangen nimmt. Der Künstler Achim Gogler ist in Gelnhausen für viele Bilder des ‚trompe l’oiel‘ im öffentlichen Raum bekannt: er malt vorgeblich realistisch, täuscht die visuelle Wahrnehmung und wirft damit den Betrachter auf sich selbst zurück.

 

Und so geben auch die vielen Spiegelungen im Bach als dem Ort des Geschehens – des Ringkampfes bei Nacht -  den Hinweis:  wann, wie und mit welchen Perspektiven gehst Du in der schwarzen Nacht, in Deinen Träumen, vom reflektierten Licht des Mondes zum wärmenden ursprünglichen Licht der Sonne.  Das Ringen mit sich selbst und der eigenen göttlichen Natur wird bei Achim Gogler  zu einem Bild der Hoffnung.

 

Und dieses Bild der Hoffnung, das die Auftraggeber (Gerda und Dr. Alfred Hauff, Barbara und Arndt Lometsch) der Marienkirche geschenkt haben, hängt nun im Raum der Stille und des Gedenkens der Marienkirche. So wird es für die Menschen, die hier Ruhe und Trost suchen, zum Bild einer Begegnung mit Gott – so wie dies auch in ganz andere Form von Achim Gogler in seiner Kerzeninstallation vom ‚Brennender Dornbusch‘ in der Mitte dieses Raums der Stille ausgedrückt wird.

 

(AL, März 2014)

 

 


Brennender Dornbusch

Ein Kerzenleuchter

 

in der Marienkirche Gelnhausen

 

von Achim Gogler, 2008

 Ausführung:  Kunstschmied Wolfgang Krauss-Schleissner

7teilig, lackiertes Stahlblech, Höhe 115 cm, Durchmesser 100 cm

 

 

Ein brennender Dornbusch lädt im nördlichen Seitenschifff der Marienkirche zur Meditation einladen. Im ‚Raum der Stille und des Gedenkens können Menschen dort Lichter entzünden und in der Stille ihren Gedanken, Hoffnungen, Sorgen und Wünschen Ausdruck verleihen. Der Gelnhäuser Künstler Achim Gogler hat den Entwurf für die ungewöhnliche Skulptur mit vielschichtiger symbolischer Aussage geschaffen. Der Hain-Gründauer Kunstschmied Wolfgang Krauss-Schleissner hat die Vorstellungen Goglers umgesetzt. Die Grundprinzipien des Kunstwerkes sind einfach und raffiniert zugleich. Die Funktion als Träger von Kerzen und Teelichtern verbindet sich mit ungewöhnlichem Design und tiefer Symbolhaftigkeit. Auf diese Weise bietet der brennende Dornbusch aus Eisen Raum für vielfältige Deutungen und Gedanken.

 

Achim Gogler fertigte in seinem Atelier ein dreidimensionales Modell aus schwarzem Tonpapier. Es besteht aus Zweigen, die aus dem Boden wachsen und ineinander greifen. Die 40 Kerzenhalter hat er als Dreiecke vorgesehen. Der Dornbusch selbst enthält eine elementare biblische Aussage: Im brennenden Dornbusch offenbarte sich Gott Moses, und gab ihm den Auftrag, das Volk Israel aus Ägypten zu führen. Die lodernden Flammen verzehrten das Gewächs nicht: Der Dornbusch brannte, verbrannte aber nicht. Zudem spielt die Zahlensymbolik bei dem Kunstwerk eine wichtige Rolle. Gott hat die Erde in sieben Tagen erschaffen, das Vaterunser enthält sieben Bitten, das Matthäus-Evangelium beinhaltet sieben Gleichnisse vom Himmelreich. Das sind nur einige von vielen Beispielen. Die Zahl bildet nun auch die Basis für den Dornbusch. Sieben schwere eiserne Füße tragen die Zweige. Die  sieben Basisteile sind zu einem Kreis gestellt. Auch die Vierzig enthält religiöse Symbolkraft: Moses führte das Volk Israel 40 Jahre lang durch die Wüste. Darüber hinaus zählt das zweite Buch Mose 40 Kapitel. Der Dornbusch sieht Platz für 40 Lichter vor. Die Zweige hat Achim Gogler als flache, gebogene Gebilde entworfen, die im Zusammenspiel den Dornbusch ergeben. Damit ein geordnetes Geflecht entstehen kann, gibt es zwei Zweig-Variationen. Kleine, spitze Dreiecke markieren die Dornen. Gleichseitige Dreiecke, deren Ecken leicht nach oben gebogen sind, dienen als Kerzenschalen und stellen gleichzeitig die Blätter dar. Einige Schalen enthalten kleine Halter für Kerzen, die anderen bieten Teelichtern Platz. In einem Rahmen finden die Basisteile des Dornbuschs festen Halt. Die Zwischenräume werden mit Sand aufgefüllt, der an die Zeit des Volkes Israel in der Wüste erinnern soll. Zum brennenden Dornbusch wird die Skulptur aber erst dann, wenn Menschen Kerzen entzünden.

 


Bilder aus dem alten Orb

3 Mappen mit je 10 Federzeichnungen, Verlag Dieringer 1978

 

Achim Gogler hat mit seinen Darstellungen das alte Orb in Ausschnitten attraktiv ins Bild gerückt, er hat eine Dokumentation hessischer Fachwerkbaukunst erstellt, eine bleibende Erinnerung an ein liebenswertes Städtchen im Herzen des Spessarts geschaffen; er hat Zeugnis gegeben vom Willen der Bürger Orbs zu Erhalt und Pflege ihrer Heimat – er hat damit eine Arbeit geleistet, die sicher über den augenblicklichen Zeitpunkt hinaus Gültigkeit hat.
Achim Gogler zeichnet mit Akribie und Sachverstand, sicherem Auge und dem Blick für Feinheiten, mit Liebe und Ausdauer. Man spürt das Interesse am Metier, die Schaffensfreude, in der hier Motiv um Motiv der Wirklichkeit entnommen wurde.
Entstanden sind diese Grafiken auf der Grundlage langer Gespräche um Formulierung formaler und technischer Kriterien zur Umsetzung von Bildinhalten: Dinge bewußt sehen lernen, Formen erkennen, Strukturen herausarbeiten, Flächen und Linien, Striche und Punkte zu einem Ganzen zusammenfügen, Wichtiges betonen, Unwichtiges weglassen, den richtigen Ausschnitt finden, Materialien studieren und in ihrer Charakteristik zu erfassen. So formt sich das Ergebnis zu einem einheitlichen Ganzen.
(Reinhard Liedtke, Grafik-Designer, Gelnhausen im Oktober 1978)